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Can God be proven?

Ist Gott beweisbar?

Ein unzählig oft wiederholter Satz lautet: „Gott kann man nicht beweisen. Er ist unendlich, und darum kann man ihn nicht mit endlichen Mitteln beweisen.“

In der Tat entzünden sich die Gemüter, wenn es um die Beweisbarkeit Gottes geht. Schon seit der Antike hat man versucht, Gott „zu beweisen“. Wir führen hier nur einige der historisch zurückliegenden Versuche auf:

  • Der kosmologische Gottesbeweis
  • Der Kausalitätsbeweis
  • Der ontologische Gottesbeweis (Anselm von Canterbury; 1033–1109)
  • Der teleologische Gottesbeweis (Thomas von Aquin; 1225-1274).

Zunächst sei ein wichtiger Hinweis gegeben: Das kurze Stichwort Gottesbeweis kann in dem Sinne missverstanden werden, als sei es möglich, Gott in seiner ganzen Wesensart beweisbar zu machen. Dies ist schon deshalb nicht möglich, weil Gott von sich offenbart hat: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken“ (Jesaja 55,8-9).

Mit Hilfe der Naturgesetze können wir nur wenige Merkmale Gottes beweisen[1], wie z.B.:

  • seine Existenz ([1], Kap.8.3, SF1)
  • seine Allwissenheit ([1], Kap. 8.4, SF2)
  • sein ewiges Wesen ([1], Kap. 8.4.3, SF2c)
  • seine Allmacht ([1], Kap. 8.5, SF3a).

So ist es bei jeder Beweisform unbedingt notwendig, ergänzend zu sagen, auf welche Eigenschaft Gottes Bezug genommen wurde. Die in der Bibel offenbarten Eigenschaften Gottes wie Liebe, Barmherzigkeit, Güte, Wahrheit und Retterliebe sind der wissenschaftlichen Beweisform nicht zugänglich.

Wenn wir über Gottesbeweise nachdenken, kommen wir nicht umhin, über den bekannten Philosophen Immanuel Kant (1724-1804) zu reden. Er wird als der große Zerschmetterer aller Gottesbeweise angesehen. Neben Gotthold Ephraim Lessing (1729-1791) ist Kant zum Inbegriff der Aufklärung geworden, darum nennt man die beiden auch das „Zweigestirn der Aufklärung“. Kant meinte, dass unser Erkenntnisvermögen äußerst beschränkt sei. Dennoch wirft unser Gehirn dauernd Fragen auf, mit denen es – so Kant – überfordert ist: Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach dem Universum, nach der Unendlichkeit, nach der Seele, nach der Unsterblichkeit, nach Gott.

Die Bibel sagt hingegen, dass wir Gott sehr wohl erkennen können: „Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin“ (Psalm 46,11) – „Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar“ (Römer 1,19).

In seiner „Kritik der reinen Vernunft“ hat Kant dargelegt, dass der Mensch die Welt sowieso nicht erkennen kann, wie sie ist, sondern nur so, wie sie uns erscheint. „Beim Nachdenken über Gott und die Seele dreht das Denken leer. Wir können nicht wissen, ob es Gott gibt, ob er lieb ist oder streng, ob er Sünden bestraft oder nicht. Ebenso wenig können wir wissen, ob es eine Seele gibt und ob sie nach dem Tod weiterlebt.“

In seinen grundlegenden Aussagen positioniert sich Kant der Bibel entgegen.  

Der frühere Bundeskanzler Willy Brandt (1913-1992) unterhielt sich wenige Tage vor seinem Tod mit seinem Sohn Peter Brandt über den Tod. Er äußerte dabei: „Ich weiß nicht, ob es Gott gibt. Ich lasse es in der Schwebe.“[2]

Angesichts der Aussagen von Immanuel Kant und auch von Willy Brandt gewinnen Gottesbeweise in unserer Zeit eine ganz neue Bedeutung. Wenn im Römerbrief so stark betont wird, dass „Gottes unsichtbares Wesen seit der Schöpfung der Welt an seinen Werken ersehen wird“ und dass sie alle „von Gott wussten“ (Römer 1,20+21), dann ist das mehr als ein bloßer Hinweis auf Gott, sondern eine sehr starke Aussageform über die Existenz des Urhebers aller Dinge.

Ob wir in wissenschaftlicher Terminologie von einem Gottesbeweis sprechen können oder nicht, hängt von der angewandten Beweisform ab.

Es gibt nur drei Bereiche, in denen von „harten“ Beweisen gesprochen werden kann, nämlich in den Strukturwissenschaften Mathematik und Informatik oder wenn von Naturgesetzen ausgegangen werden kann oder wenn biblische Bezüge angewandt werden [1].

In [1], Kapitel 8.3, Seite 266, kamen wir aufgrund der Anwendung eines Naturgesetzes der Information (NGI-4: „Universelle Information (UI) kann nur von einem intelligenten Sender erzeugt werden“) auf die in allen Lebewesen gefundene DNS-Information zu dem Schluss: „Es muss einen intelligenten Sender geben, der diese UI geschaffen hat.“

Das ist ein Gottesbeweis in dem Sinne, dass ein Gott als intelligenter Sender existieren muss. Dieses auf Naturgesetzen basierende Ergebnis lässt sich in zwei Schlussfolgerungen zusammenfassen:

SF1: Der Atheismus ist widerlegt.

SF2: Die Existenz Gottes ist nachgewiesen.

Die aus NGI-4 abgeleitete Schlussfolgerung ist zunächst nur der Existenzbeweis eines Gottes. Dass es der Gott der Bibel ist, kann hieraus nicht gefolgert werden. Im weiteren Fortgang der Schlussfolgerungen konnte gezeigt werden, dass dieser Gott allwissend ([1], Kap. 8.4, SF2) und ewig sein muss (Kap. 8.4.3, SF2c).

Den in Kapitel 8.3 vorgestellten Gottesbeweis können wir somit bezeichnen als den Existenzbeweis Gottes durch ein Naturgesetz der Information.

Eine besondere Form eines Gottesbeweises wird ausführlich in [1], Kap. 9.3, vorgestellt, es ist der Prophetisch-mathematische Gottesbeweis. Da diese Beweisführung von den erfüllten Prophetien der Bibel ausgeht, ist dies ein Gottesbeweis, der in seinen Aussagen deutlich über naturgesetzliche Schlussfolgerungen hinausgeht. So vermag dieser Beweis den Gott der Bibel als den einzig existierenden auszuweisen, und er bestätigt die Bibel  als Buch der Wahrheit.  

Zweck eines Gottesbeweises: Ist es überhaupt nötig, einen Gottesbeweis zu konstruieren? Was ist dadurch gewonnen? In Deutschland ist etwa ein Drittel der Bevölkerung konfessionslos; der größte Teil davon ist atheistisch oder agnostisch und erfahrungsgemäß über die biblische Verkündigung kaum noch erreichbar. Durch einen Gottesbeweis könnten manche davon überzeugt werden, dass sie sich als Atheist oder Agnostiker auf falschem Gleis bewegen. Somit gäbe es einen gewichtigen Grund, sich mit der Bibel und dem Evangelium zu beschäftigen.

Widerlegbarkeit von Gottesbeweisen: In [1] wird gezeigt, dass es notwendig ist zwischen harten und weichen Beweisen unterschieden. Harte Gottesbeweise basieren auf Naturgesetzen. Damit ist eine scharfe Trennungslinie auch zwischen den beiden Arten der Gottesbeweise gezogen. Da es naturwissenschaftlich gesehen keine höhere Instanz als die Naturgesetze gibt, gibt es auch kein Kriterium, um solche Gottesbeweise zu Fall zu bringen. Es gibt noch einen weiteren Grund dafür, warum ein harter Gottesbeweis nicht widerlegt werden kann: Wenn der Existenzbeweis Gottes durch Naturgesetze bereits erbracht ist, wird man kein anderes Naturgesetz finden, das dieses Ergebnis widerlegen könnte, da es kein Naturgesetz gibt, das einem anderen widerspricht.

Zu den weichen Beweisen zählen wir all jene Gottesbeweise, die nicht auf Naturgesetzen basieren. Diese sind – auch wenn sie noch so plausibel formuliert sind – insofern risikobehaftet, als sie sich auf kein absolut feststehendes Fundament gründen. Wenn von Kant, dem Widerleger („Zerschmetterer“) der Gottesbeweise gesprochen wird, kann sich das nur auf weiche Beweise beziehen, die kein naturgesetzliches Fundament aufweisen. Es ist wesentlich, dabei zu beachten: Kant mag den einen oder anderen weichen Gottesbeweis kritisiert haben, wenn er aber nur philosophisch und nicht naturgesetzlich argumentiert, kann er nicht von Widerlegung („Zermalmung“) sprechen. Gottes Existenz kann niemand widerlegen, da sie bereits naturgesetzlich bewiesen ist. Da die Naturgesetze sich untereinander nicht widersprechen, ist die Widerlegung prinzipiell nicht mehr möglich.

Gottesbeweis und Rettung: Durch die Akzeptanz eines Gottesbeweises ist man noch nicht zum rettenden Glauben gekommen. Es bedarf noch der Offenbarung durch den Heiligen Geist, dass Jesus als der persönliche Retter in freier Entscheidung angenommen werden muss. Wenn auch Gottesbeweise nicht direkt zum Glauben führen, so sind sie dennoch geeignet, mancherlei Glaubenshindernisse aus dem Weg zu räumen. Der rettende Glaube ist von Jesus abhängig. An Hand zweier Zitate aus dem Neuen Testament sei dies belegt: : „Wer den Sohn hat, der hat das (ewige) Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das (ewige) Leben nicht“ (1. Johannes 5,12). „Wer an ihn (= Jesus) glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes“ (Johannes 3,18).

Dir. u. Prof. a.D. Dr.-Ing. Werner Gitt

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[1] [1] Werner Gitt: Information – Der Schlüssel zum Leben, CLV-Verlag Bielefeld, 6. Auflage 2018, 512 S. 

[2] Quelle: Wochenzeitung DIE ZEIT vom 14.11.2013: Dossier Geschichte „Der andere Deutsche“ (Willy Brandt zum 100. Geburtstag), S. 16