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The star of Bethlehem

Der Stern von Bethlehem

Predigt am Sonntag, dem 28. Dezember 2014

Braunschweiger Friedenskirche
www.bs-friedenskirche.de

Dr. Werner Gitt, Braunschweig
www.wernergitt.de

Hinweis: Der folgende Text ist eine ausführlichere Fassung als die tatsächlich gehaltene Predigt, die unter www.bs-friedenskirche.de/medien/predigt-online gehört werden kann

DER STERN VON BETHLEHEM

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung – Der weise Indianerhäuptling

2 Urkatastrophe und Rettungsplan

3 Die Weisen aus dem Morgenland (Bibeltext)

4 Welche markanten Merkmale zeigt der biblische Text über den Stern von Bethlehem?

5 Was könnte der Stern von Bethlehem gewesen sein?

6 Was aber war der Stern von Bethlehem dann?

7 Wer waren die Weisen aus dem Morgenland?

8 Warum lässt Gott einige Ausländer anreisen, die so viel Aufruhr verursachen?

DER STERN VON BETHLEHEM

1 Einleitung – Der weise Indianerhäuptling

In einem nordamerikanischen Indianerstamm hatte der Häuptling seine Leute versammelt, um wichtige Belange des Stammes zu besprechen. Am Ende stellte ihm einer seiner Ge­treuen eine Frage:

„Großer Häuptling, wie wird der kommende Winter werden?“

Der Häuptling war ein weiser Mann, der seine Leute genau kannte. Er dachte bei sich: Sa­ge ich, es gibt einen milden Winter, so werden meine roten Brüder kein Holz sammeln. Also sage ich, es wird einen langen und harten Winter geben.

Und so antwortete er auch.

Der Häuptling beobachtete nun sehr aufmerksam den Herbst. Er war außergewöhnlich mild und dauerte zudem schon viel länger als sonst. Er wurde sich unsicher mit seiner Vorher­sage: „Was kann ich nur tun?“ – dachte der Häuptling und hatte sogleich eine Idee: Er ritt zur nächsten meteorologischen Station und fragte den weißen Wissenschaftler:

„Weißer Bruder, könnt ihr mir sagen, wie der nächste Winter werden wird?“ – „Ja, wir erwar­ten einen sehr langen und auch harten Winter!“

Staunend betrachtete der Häuptling all die Computer, Messgeräte und Antennen. „Kein Wunder“ bemerkte er, „das habt ihr mit all diesen Geräten herausgefunden?“

„Nein“, erklärte der Meteorologe „wir haben die Indianer beobachtet, und die sammeln Holz wie die Verrückten.“

So hatte der Häuptling seine eigene Information wieder zurück.

Wir brauchen eine verbindliche Informationsquelle, die außerhalb unserer eigenen Ideen liegt. Die wichtigste Quelle für uns Christen ist das Wort Gottes, um die Welt zu verstehen.

2 Urkatastrophe und Rettungsplan

In dieser Welt hat es viele Katastrophen gegeben. Was aber war die allergrößte Katastro­phe? War es der Untergang der Titanic oder der Zweite Weltkrieg? Die allergrößte Kata­strophe war der Sündenfall im Garten Eden. Die ersten Menschen trennten sich von Gott und handelten sich damit die ewige Verlorenheit ein. Der Sündenfall ist die Urkatastrophe und somit auch der Urgrund für alle in dieser Welt geschehenen Katastrophen.

Gott aber will nicht, dass wir verlorengehen, und so hat Er einen Rettungsplan mit einem ganz persönlichen Retter initiiert.

In zehn verschieden Arten der Verkündigung wird Gottes Rettungsplan bekanntgemacht. In vierfacher Art kündigt Gott das Kommen des Retters vor seinem Erscheinen an und in sechsfacher Weise danach. Schauen wir und diese zehn Methoden der Bekanntmachung kurz an:

Sender: Gott

Empfänger: Adam und Eva

Die allererste Ankündigung der Geburt des Retters geschah durch Gott selbst: Gleich nach dem Sündenfall verspricht Gott Rettung aus dieser verfahrenen Situation. In dieser an Adam und Eva gerichteten Botschaft ist noch Vieles verschlüsselt. Es bedarf noch der De­codierung des kaum verständlichen Textes. Der Name des Retters wird noch nicht genannt, und über seine Person wird nur gesagt, dass er einen Sieg erringen wird, wobei er selbst in Mitleidenschaft gezogen wird. Weiterhin wird er von einem Nachkommen Evas geboren werden:

„Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen“ (1. Mose 3,15).

Sender: Propheten in Israel

Empfänger: Das Volk Israel

Geradezu unzählige weitere Ankündigungen geschehen dann durch die Propheten an das Volk Israel: Alle folgenden Ankündigungen im Alten Testament geschahen aus­schließlich durch Menschen, die Gott dazu berufen hatte. In einer schier endlos erschei­nenden Kette von Hinweisen lässt Gott den Retter durch die Propheten ankündigen. Stell­vertretend seien hier drei genannt:

4. Mose 24,17: „Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkom­men.“

Jesaja 9,5: „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.“

Micha 5,1: „Und du Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“

Sender: Engel Gabriel

Empfänger: Maria

Die vorletzte Ankündigung vor der Geburt des Retters geschieht durch einen Engel: Es ist der Engel Gabriel, der die Botschaft an Maria richtet. Erstmalig wird nun der Name in Lukas 1,31-33 offenbart:

„Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.“

Sender: Ein Engel (Name nicht genannt)

Empfänger: Joseph

Die allerletzte Ankündigung vor der Geburt geschah durch den Engel des Herrn an Josef. Sein Name wird nicht genannt:

„Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem heiligen Geist. Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden“ (Matthäus1,20-21).

Als Jesus dann geboren war, galt es, dieses Ereignis den Menschen bekannt zu machen. Wie tut Gott das? Geschieht es

  • durch den römischen Kaiser?
  • durch die jüdischen Theologen?
  • durch einen besonders ausgewählten Menschen?

Nichts dergleichen!

Die allererste Verkündigung der Geburt Jesu  nachdem er geboren war  geschah abermals durch einen Engel: Bemerkenswert ist, wem Gott die Botschaft ausrichten lässt. Sie wird nicht den berühmten Theologen jener Tage gesagt, auch nicht dem Bürgermeister von Jerusalem oder dem römischen Gouverneur, sondern einfachen Hirten, die des Nachts ihre Herde hüteten. In der Weihnachtsgeschichte lesen wir in Lukas 2,10-14, was der Engel des Herrn (sein Name nicht genannt) wörtlich verkündet:

   Sender: Ein Engel

Empfänger: Die Hirten auf dem Feld

„Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk wider­fahren wird; denn euch ist heute[1] der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Win­deln gewickelt und in einer Krippe liegen.“

   Sender: Die Hirten

   Empfänger: Menschen ihres Umfeldes

Diese Hirten waren die ersten Menschen, die die Verkündigung fortsetzten:

„Als sie (= die Hirten) es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war“ (Lukas 2,17).

   Sender: Stern

   Empfänger: mehrere Weise außerhalb von Israel

Die dritte Art (bzw. siebte Art überhaupt) der Verkündigung nach der Geburt Jesu geschah durch einen Stern: Gott greift nun zu einem ganz außergewöhnlichen Mittel der Verkündigung. Er benutzt einen Stern, der uns allen bekannt ist als „Der Stern von Beth­lehem“. Mit diesem besonderen Stern wollen wir uns im Folgenden ausgiebig beschäftigen und dabei der Frage nachgehen: „Was war der Stern von Bethlehem?“

Zuvor seien noch drei weitere Punkte zum Fortgang der Verkündigung erwähnt:

   Sender: Jesus

Empfänger: Das Volk Israel

Die achte Art der Verkündigung geschieht durch den Retter selbst:

„Und Jesus zog umher ... und predigte das Evangelium vom Reich Gottes“ (Matthäus 4,23).

   Sender: An Christus gläubige Menschen

   Empfänger: Menschen aus allen Völkern

Die weitere Verkündigung des Evangeliums (9. Art) hat Gott dann treuen Menschen anbefohlen: Am Ende des Matthäus-Evangeliums (Kapitel 28,18-20) gibt Jesus diesen Befehl, der der räumlich wie zeitlich weiteste ist, der je Menschen erteilt wurde, nämlich dieses Evangelium bis zu seinem Wiederkommen bis an die Enden der Erde zu tragen:

„Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“

Die Weitergabe der rettenden Botschaft von Jesus geschieht nun seit fast 2000 Jahren – millionen- und abermillionenmal im Laufe der Missionsgeschichte. Der Auftrag ist jedoch noch nicht beendet. Alle Welt soll es hören: Wer Jesus Christus annimmt, dem gereicht es zum ewigen Leben. Wer ihn ablehnt, bleibt in seinem verlorenen Zustand und gelangt ins ewige Verderben.

Sender: Ein Engel

Empfänger: Alle Völker der Erde

Die letztmalige Verkündigung des Evangeliums (10. Art) geschieht dann wieder durch einen Engel: Davon lesen wir in Offenbarung 14,6:

„Und ich sah einen Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, allen Nationen und Stäm­men und Sprachen und Völkern.“

 

3 Die Weisen aus dem Morgenland (Bibeltext nach Luther-Übers. 1984)

Kehren wir nun wieder zum Stern von Bethlehem zurück; den biblischen Bericht finden wir in Matthäus 2,1-12 (Luther-Übersetzung 1984):

1  Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen:

2  Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Mor­genland und sind gekommen, ihn anzubeten.

3  Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem,

4  und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte.

5  Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Pro­pheten (Micha 5,1):

6  “Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.“

7  Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre,

8  und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es anbete.

9  Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war.

10  Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut

11  und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

12  Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zo­gen auf einem anderen Weg wieder in ihr Land.

4 Welche markanten Merkmale zeigt der biblische Text über den Stern von Bethlehem?

  1. Der Stern weist offensichtlich wochenlang immer in ein und dieselbe Richtung west­wärts, bis die Weisen mithilfe dieses Reisezeichens in Jerusalem ankommen. Der Stern ist offenbar Tag und Nacht zu sehen.
  1. Als die Weisen in Jerusalem angekommen sind, wird der Stern unsichtbar – er ist vom Himmel verschwunden. Die Weisen glauben sich am Ziel. Woanders kann ein König geboren werden als in einem Palast? So denken sie und suchen die königliche Resi­denz auf.
  1. Herodes beruft in Jerusalem eine Konferenz ein, um von den Schriftgelehrten den Ge­burtsort des Kindes erforschen zu lassen. Im Nu finden sie heraus, dass es Bethlehem ist.
  1. Nun machen sich die Weisen auf den Weg nach Bethlehem, das nur neun Kilometer Luftlinie von Jerusalem entfernt liegt. Man hatte ihnen gesagt, wo der Ort liegt und ihnen den Weg dorthin beschrieben.
  1. Plötzlich – erst kurz vor Bethlehem – erscheint den Weisen wieder der bekannte Stern. Es heißt in Vers 10: „Als sie den Stern [wieder] sahen, wurden sie hoch erfreut.“ Ihre plötzliche Freude wird extra erwähnt. Der Stern erscheint nicht in irgendeiner Weite am Horizont, sondern tief über einem ganz bestimmten Haus stehend. Er weist so eindeutig auf ein ganz bestimmtes Haus hin, dass wir uns vorstellen können, er befände sich nur einen Meter über dem Dach. Sie mussten noch nicht einmal nach der Hausnummer fra­gen.

Unter den zahlreichen prophetischen Hinweisen auf das Kommen Jesu in diese Welt wird er in 4. Mose 24,17 als aufgehender Stern verheißen:

„Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen.“

Auffällig ist, dass die Bibel dreimal Gestirne als begleitende Zeichen verwendet, um drei besondere historische Ereignisse im Leben Jesu zu markieren:

Bei der Geburt Jesu berichten die Weisen aus dem Morgenland:

„Wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, ihn anzube­ten“ (Mt 2,2).

Bei der Kreuzigung verlor die Sonne drei Stunden lang ihren Schein (Lk 23,45). Das war keine normale Sonnenfinsternis, denn eine solche dauert maximal etwa acht Minuten.

Bei der Wiederkunft Jesu „wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, ... und die Kräfte des Himmels werden ins Wanken kommen“ (Mt 24,29).

                                                                     ´ K

  • Die Geburt Jesu (Mt 2,2) KRIPPE
  • die Kreuzigung Jesu (Lk 23,44-45) KREUZ
  • die Wiederkunft Jesu (Mt 24,29-30)KRONE

Es ist viel darum gerätselt worden, welcher Stern oder welche astronomische Sternkons­tellation zu dem Stern von Bethlehem passt. (z. B. Keller: Und die Bibel hat doch recht; S. 331-339; Ferrari d’Occhieppo: Der Stern von Bethlehem).

So kommen wir zu der wichtigen Frage:

 

5 Was könnte der Stern von Bethlehem gewesen sein?

Da im Laufe der Geschichte viele Möglichkeiten von Gestirnen unseres Universums als Stern von Bethlehem vorgeschlagen wurden, wollen wir diese zunächst daraufhin prüfen, ob sie zu den Aussagen des biblischen Berichtes passen und ob irgendein Gestirn in der Lage ist, ein so präzises Reisezeichen zu sein. Wir nennen hier drei der vorgeschlagenen Möglichkeiten:

5.1 Kometen

Helle Kometen mit einem langen Schweif haben die Gemüter in allen Jahrhunderten immer tief bewegt. Man deutete sie als Vorboten besonderer Ereignisse. Künstler haben diesen Gedanken aufgegriffen und bei volkstümlichen Krippendarstellungen und in Bildern von der Geburt Christi über dem Stall[2] von Bethlehem einen hellstrahlenden Kometen mit langem Schweif dargestellt.

Bild 2: Der Halleysche Komet am 09.03.1976 mit bläulichem Gasschweif und weißem Staubschweif. Der Komet wurde nach dem englischen Physiker Edmond Haley (1656-1742) benannt, der sich um die Bahnbestimmung verdient gemacht hat.

Kometen scheiden aber aus mehreren Gründen als Stern von Bethlehem aus:

Grund 1: Die Astronomie kennt keinen Kometen im Bereich der Zeitenwende (= Zeitraum um die Geburt Jesus herum). Nur in den Jahren 12 v. Chr. und 66 n. Chr. gab es helle Schweifsterne, und das war der Halleysche Komet[3].

Grund 2: Kometen galten von altersher als Unheilbringer und als Ankünder von Katastro­phen (Kriege, Pestilenz).

Mauritius Knauer (1613-1664), der Vater des 100-jährigen Kalenders, schrieb über die Ko­meten Folgendes:

„Kometen mit Schweif (und Bart) erscheinen oft aus übernatürlichen Gründen auf Gottes Geheiß und bringen viel Schlimmes mit sich. Einige Kometen beziehen ihre Kraft von den Planeten, mit denen sie verbunden sind, andere von den Tierkreiszeichen, in denen sie er­scheinen. Wenn der Komet gleichzeitig mit dem Saturn erscheint, wird es ein großes Ster­ben geben. Ist er mit Jupiter verbunden, dann droht den Königen, Fürsten und Herzögen Schlimmes und Ungünstiges. Regiert Mars, wenn ein Komet auftaucht, dann bringt er Streit und Kriegsgeschrei bis zum Blutvergießen. Unter Venus gibt es Dürre. Ist der Komet dem Merkur zugesellt, dann sterben Menschen besten Alters und bester Bildung. Kommt ein Komet schließlich in einem Mondjahr, dann stirbt ein Volk.“

Wir können eine wichtige Schlussfolgerung ziehen: Gott wird für die Freudenbotschaft, dass der Retter kommen wird, nicht ein Zeichen verwenden, das so stark negativ besetzt ist.

Grund3: Den Hauptgrund nenne ich etwas später, weil er für sämtliche Gestirne gilt.

5.2 Supernovae

Als weitere astronomische Erscheinung hat man die sog. „Nova“ (lat. nova stella = neuer Stern) angesehen. Eine Supernova entsteht durch Explosion eines Riesensterns. Ihre Hel­ligkeit ist 10 Milliarden-mal heller als die Sonne. Bereits in der Antike ist von dem plötz­lichen Aufleuchten eines sternähnlichen Objektes, das einige Nächte lang dort zu sehen war, wo vorher mit bloßem Auge kein Stern sichtbar war, berichtet worden. Um die Zeiten­wende ist nur zweimal vom Aufflammen eines „neuen Sterns“ die Rede, nämlich 134 v. Chr. und 173 n. Chr.[4]. In der Antike konnten nur solche Himmelsphänomene aufgezeichnet wer­den, die mit unbewaffnetem Auge beobachtet werde konnten. Keine der vielen alten Quel­len und Überlieferungen erwähnt einen hellen Kometen oder einen hellen Stern im Mittel­meerraum um das Jahr Null.

Hinweis: In dem Buch von Werner Papke „Das Zeichen des Messias“ (S. 81-89) wird die Ansicht vertreten, der Stern von Bethlehem sei eine Supernova gewesen. Dies wird aber nur angenommen; es handelt sich also nicht um eine beobachtete Nova.

Bild 3: Der Krebsnebel – ein Überrest der Supernova aus dem Jahre 1054. Damals war es der hellste Stern am Himmel; er war drei Wochen lang beobachtbar – auch am Tage. Ein chinesischer Hofastronom hat die Lichterscheinung beschrieben.

5.3 Planetenkonjunktion

Im Jahre 1603 – genauer am 17. Dezember – tat sich erstmals eine geeignete Lösung auf, um den Stern von Bethlehem astronomisch zu deuten. Der bekannte kaiserliche Mathema­tiker und Hofastronom Johannes Kepler (1571-1630) beobachtete auf dem Hradschin in Prag mit seinem Fernrohr den Sternenhimmel. Er gelangte zu einer nicht alltäglichen Be­obachtung:

Die Planeten Jupiter und Saturn begegneten sich in jener Nacht im Sternbild der Fische. Eine solche Planetenannäherung nennt man astronomisch eine „Konjunktion“[5]. Dieses Na­turereignis tritt zwar nicht exakt periodisch, aber dennoch immer wiederkehrend auf[6].

Kepler war fasziniert von dem, was er sah, und er begann zu rechnen. Er kam zu dem be­achtlichen Ergebnis: Im Jahre 7 v. Chr. gab es sogar eine dreimalige Konjunktion von Sa­turn und Jupiter. Er war der erste, der dieses Phänomen seiner Beobachtung mit dem Stern von Bethlehem in Zusammenhang brachte[7].

Bild 4: Johannes Kepler (1571-1630), kaiserlicher Mathematiker und Hofastronom.

Seine Publikationen gerieten lange Zeit in Vergessenheit, aber sie wurden plötzlich hoch­aktuell, als es dem deutschen Orientalisten Paul Schnabel 1925 gelang, eine fast 2000 Jahre alte neubabylonische Keilschrifttafel zu entziffern.

Es handelte sich um den „Sternkalender von Sippar“. Das sind Aufzeichnungen eines da­mals berühmten Fachinstituts  der Astrologenschule zu Sippar am Euphrat in Babylonien. Von besonderer Bedeutung waren jene Aufzeichnungen darum, weil sie umgerechnet das Jahr 7 v. Chr. betrafen. Als herausragendes Ereignis ist auch dort die dreimalige Konjunk­tion von Jupiter und Saturn[8] dokumentiert.

Der Jupiter galt bei vielen Völkern als Glücks- und Königsstern, und nach altjüdischer Auf­fassung soll Saturn Israel schützen. Das Sternbild der Fische galt als Westland (= ein im Westen liegendes Land). Nun scheint die Deutung des Sterns von Bethlehem zum Greifen nahe:

Die Weisen aus dem Morgenland beobachten am 29. Mai 7 v. Chr. die erste Engstellung[9] von Saturn und Jupiter vom Dach der Astrologenschule zu Sippar. Sie kombinieren

Jupiter = Königsstern und

Saturn = Israelbeschützer

und kommen zu dem Ergebnis: Im Westland (= Sternbild der Fische) ist ein mächtiger Kö­nig geboren. So entschließen sie sich zu einer strapaziösen Reise, um das, was sie astro­nomisch entdeckt und astrologisch kombiniert haben, mit eigenen Augen zu sehen.

Für diese Deutung des Sterns von Bethlehem haben sich zahlreiche Autoren in eindrucks­vollen Darlegungen entschieden (z. B. Ferrari d’Occhieppo (Der Stern von Bethlehem), Werner Keller (Und die Bibel hat doch recht), Gerhard Kroll (Auf den Spuren Jesu), Lexikon der Astronomie (Herder-Verlag).

Diese Deutung ist die weithin gängige und wird zur Weihnachtszeit in diversen christlichen Zeitschriften immer wieder und immer wieder publiziert und tausendmal abgeschrieben.

Die Bibel sagt: „Prüft aber alles, und das Gute behaltet“ (1. Thessalonischer 5,21). So ist es erlaubt, auch die weithin kolportierte Deutung zu überprüfen.

Bei genauerer Betrachtung aber hält die o.g. Deutung für den Stern von Bethlehem weder dem biblischen Bericht aus Matthäus 2 noch der astronomischen Wirklichkeit stand. Fünf gewichtige Gründe sprechen dagegen, die wir nun nacheinander aufführen.

Schauen wir uns zunächst den Text aus Matthäus 2,9-11 genauer an:

„Und siehe, der (= Singular!) Stern[10], den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis dass er kam und stand oben über, wo das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an“ (Matthäus 2,9-11).

5.3.1 Erstes Gegenargument

Gegen die Identität der astronomisch belegbaren Planetenkonjunktion im Jahre 7 v. Chr. mit dem Stern von Bethlehem spricht zunächst der Text selbst, der im Singular, also nur von einem einzigen Stern spricht. Jupiter und Saturn hatten, wie mit Computern nachge­rechnet werden konnte, am 1. Juni, 27. September und 10. Dezember 7. v. Chr. tatsächlich eine Annäherung, aber es war auch nur eine Annäherung und keine Begegnung. In der größten Nahstellung betrug der Winkelabstand immerhin noch ein volles Grad (siehe Bild 5). Beide Gestirne waren also auch mit bloßem Auge noch sehr deutlich voneinander zu unterscheiden.

Was ein Grad Winkelabstand bedeutet, können wir uns leicht veranschaulichen. Betrachtet man den Vollmond von der Erde aus, so erscheint er uns unter einem Winkel von 32' (= 32 Bogenminuten) – also ungefähr unter einem halben Grad. In der größten Annäherung er­schienen Saturn und Jupiter also so weit auseinander wie zwei Vollmond-Durchmesser! Auch bei großzügiger Betrachtung kann man hier nicht mehr von einem Stern reden. Der Astronom K.-F. Hoffmann [siehe Fußnote 4] wies darauf hin, dass vielfach bei Simulationen in Planetarien der Augenblick der Konjunktion bewusst optisch unscharf gemacht würde, damit die Zuschauer den Eindruck haben sollten, als wären beide Gestirne zu einem ver­schmolzen.

5.3.2 Zweites Gegenargument

Ein weiterer gewichtiger Grund, die Planetenkonjunktion nicht mit demStern von Bethle­hem in Verbindung bringen zu dürfen, ist die Tatsache, dass diese astronomischen Ereig­nisse wiederkehrend sind. Die Geburt Jesu aber ist ein historisch einmaliges Ereignis, das sich nie wiederholen wird. So können wir ausschließen, dass Gott für das einmalige und bedeutende Ereignis der Geburt seines Sohnes ein Zeichen verwendet, das immer wieder am Himmel beobachtet werden kann.

Es gilt auch zu bedenken, dass es im Jahre 7 vor Chr. drei Konjunktionen gab. Die Geburt Jesu ist aber ein einmaliges Ereignis!

Bild 5: Von der Erde aus gesehen führen die Bahnen von Jupiter und Saturn Schleifenbe­wegungen aus. Bei der dreifachen Konjunktion von Jupiter und Saturn im Jahre 7 v. Chr. betrug selbst in den drei Zeiten der Annäherung (I, II und III) der Abstand ein Grad, und das sind zwei Vollmonddurchmesser.

5.3.3 Drittes Gegenargument

Auch die Dauer der Konjunktionen spricht dagegen:

29.05. bis 08.06.     = 11 Tage

26.09. bis 06.10.     = 11 Tage

05.12. bis 15.12.     = 11 Tage

Die Reisedauer von etwa 60 Tagen passt nicht zur Konjunktionsdauer – auch dann nicht, wenn man die Gesamtzeit vom 29.05. bis zum 15.12. rechnet, und das wären 201 Tage.

5.3.4 Viertes Gegenargument

Und nun kommen wir zum Hauptgrund, warum Kometen, Supernovae und Planeten­konjuktionen aller Art prinzipiell als Stern von Bethlehem ausscheiden: Alle Gestirne (Sonne, Mond, Planeten, Kometen, Novae) gehen im Osten auf und gehen im Westen un­ter! Die Drehbewegung der Erde in 24 Stunden um die eigene Achse lässt uns das ge­samte Himmelsgewölbe in ständiger scheinbarer Bewegung erscheinen (Bild 6). Kein ast­ronomisches Gestirn wäre als Reisezeichen für die Weisen geeignet, um sie mehrere Wo­chen lang tagaus, tagein in westlicher Richtung zu führen, dann unsichtbar zu werden und später über einem speziellen Haus zu scheinen (siehe Kapitel 4).

Bild 6: Die Erde dreht sich in 24 Stunden einmal um ihre Polachse. Ihre Drehrichtung ist von West nach Ost gerichtet. Da das Himmelsgewölbe feststeht, habe wir als Beobachter auf der Erde den (scheinbaren!) Eindruck, als würde sich das Himmelsgewölbe von Ost nach West drehen. Anders ausgedrückt: Alle Gestirne gehen im Osten auf und im Westen unter.

6 Was aber war der Stern von Bethlehem dann?

Die Richtungsangabe des Sterns führte die Weisen zunächst wochenlang nach Jerusalem. Offenbar hatte Gott ihnen zu diesem Zeitpunkt den genauen Zielort noch verborgen. Erst nach der von Herodes einberufenen Konferenz lautete das von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten gefundene biblische Ergebnis: Bethlehem!

Erst als die Weisen von Herodes den Befehl zum Weiterzug nach Bethlehem erhalten hat­ten und schon einzelne Häuser des Ortes erkennbar waren, wird der Stern zu einem höchst präzisen und individuellen Kompass. Derselbe Stern, den sie schon im Morgen­land gesehen hatten und der ihnen wochenlang die westlich gerichtete Reiseroute markier­te, ermöglicht nun sogar die Wegweisung in ein genau definiertes Haus. Der Stern leitete sie so präzise, dass sie noch nicht einmal nach der Straße oder der Hausnummer fragen mussten.

Hatten die Weisen während ihrer wochenlangen Reise den Eindruck, als ginge der Stern vor ihnen hergeht (V 9), so bleibt er jetzt fest stehen, und zwar unverwechselbar und exakt „oben über, wo das Kindlein war“ (V 9b). Am Ziel angelangt, verhält sich der Stern  ast­ronomisch ausgedrückt  wie ein Satellit, der sich synchron zur Erdbewegung bewegt, denn nur dann erscheint er für einen Beobachter auf der Erde als ortsfest.

Alle bekannten astronomischen Objekte (Fixsterne, Planeten, Kometen, Supernovae) füh­ren einen (scheinbaren) Lauf am Himmelsgewölbe aus, d. h. sie sind allesamt ungeeignet, eine bleibende Richtung anzugeben (d. h. den Reiseweg) oder eine ortsfeste Position auf der Erde zu markieren (hier: das Geburtshaus Jesu in Bethlehem).

     Somit scheiden alle astronomisch bekannten Gebilde oder Konfigurationen

     als Stern von Bethlehem aus!

Da wir durch Ausschluss alle astronomischen Gebilde als ungeeignet erkannt haben, bleibt nun nur noch eine einzige Lösung übrig:

     Der Stern von Bethlehem war ein speziell von Gott neu geschaffenes Reise-

     Zeichen (Stern), das dem einmaligen Zweck diente, die Weisen zu dem neu-

     geborenen Retter zu führen.

Warum trauen wir weithin Gott dieses Wunder nicht zu, obwohl es in Lukas 1,37 heißt: „Bei Gott ist kein Ding unmöglich!“

Wenn Gott bei der Schöpfung 1025 Sterne geschaffen hat, dann wird er doch wohl zur Ankündigung des Kommens seines Sohnes noch einen Stern hinzuschaffen können, der allerdings völlig andere Eigenschaften haben muss als die sonstigen Gestirne:

  • er muss am Tage und auch in der Nacht leuchten und unverwechselbar hell sein
  • er darf keine Relativbewegung bezüglich der Erde ausführen
  • er muss ein- und ausschaltbar sein.

In Prediger 3,15 lesen wir einen bemerkenswerten Vers: „Was geschieht, das ist schon längst geschehen, und was sein wird, ist auch schon längst gewesen; und Gott holt wieder hervor, was vergangen ist.“

So wollen wir in diesem Sinne prüfen, ob Gott schon einmal etwas Ähnliches getan hat. In der Tat: Im Alten Testament gibt es einen analogen Fall der göttlichen Markierung einer Reiseroute, nämlich der Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Auch hier hatte Gott eine ausschließlich zur Beschreibung des Reiseweges dienende Feuersäule (und eine Wolke) geschaffen und ihre Position entsprechend der Wandergeschwindigkeit und dem von ihm vorgegebenen Kurs angepasst:

„Und der Herr zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie den Tag und die Nacht wandern konnten. Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage noch die Feuersäule bei Nacht“ (2. Mose 13,21-22).

7 Wer waren die Weisen aus dem Morgenland?

Eine wichtige Frage bewegt uns noch bezüglich des Berichtes in Matthäus 2. Was waren das für Leute, die eine so strapaziöse Reise auf sich nahmen? Der biblische Text selbst gibt uns nur sehr spärliche Informationen darüber – letztlich nur drei Aussagen:

  • es waren Männer (weder ihre Zahl noch ihre Namen noch ihr Alter werden genannt; auch ihr Herkunftsland und ihre Nationalität bleiben unerwähnt)
  • sie kamen aus dem Morgenland, also von Osten her (wahrscheinlich aus Babylon)
  • sie werden als „magoi“ bezeichnet.

Wollen wir mehr über sie erfahren, so gilt es, eine Reihe von Schlussfolgerungen durch­zuführen. Dabei wollen wir geschichtliches und biblisches Hintergrundwissen heranziehen.

Bezüglich ihrer Identität sind zwei Varianten möglich:

7.1 Die Männer waren Gelehrte aus Babylon

Die Weisen aus dem Morgenland gehörten nach dieser Annahme vermutlich zur babyloni­schen Berufsklasse der Magier (griech. magoi). Diese Angehörigen eines vornehmen Pries­ter- und Gelehrtenstandes befassten sich mit heidnischer Theologie, mit Staatskunde, mit Wirtschaftswissenschaft, mit Naturwissenschaft im Allgemeinen, aber insbesondere mit Sternkunde. Sie wurden als Ratgeber des Königs herangezogen.

Bis zur Zeit Leonardo da Vincis (1452-1519) konnte ein genialer Universalwissenschaftler noch in einer einzigen Person das Gesamtwissen seiner Zeit vereinen. Leonardo da Vinci war solch eine Person: Er war Maler, Bildhauer, Künstler, Naturwissenschaftler, Mediziner, Techniker und Erfinder. Wie viel mehr war das noch um die Zeit der Geburt Jesu möglich. So kann angenommen werden, diese Leute aus Babylon waren solche Universalgelehrte.

Die Übersetzung des griechischen Wortes „magoi“ mit „Weise“ hat darum bei Luther eher seine Berechtigung als die heutige Bedeutung von Magiern, die sich ausschließlich mit Zauberei und okkulten Praktiken beschäftigen. Die Verhaltensweise der im Text genannten Männer erlaubt es uns schwerlich, sie mit jenen Zauberern und Wahrsagern gleichzuset­zen, die in die Gräuel der Astrologie (5. Mose 18,11-12) verstrickt waren.

Sie betrieben offenbar nicht den sonst in Babylon gängigen Gestirnskult, wonach die Ge­stirne verehrt wurden. Diese Männer wussten um den nur zeichenhaften Charakter des Sterns (vgl. 1. Mose 1,14) und wollten den anbeten, auf den der Stern verwies.

Heute noch wird am 6. Januar, dem „Dreikönigstag“ oder dem Tag der „Heiligen Drei Köni­ge“, an dieses Ereignis erinnert. Es sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass die Bibel uns weder sagt,

  • dass es drei Personen waren,
  • noch dass es sich um Könige handelte.
  • Dies sind ebenso freie Erfindungen der Kirche des 5. Jahrhunderts wie die des 8. Jahr­hunderts, als jene Männer plötzlich auch noch die fiktiven Namen Kaspar, Melchior und Balthasar erhielten.

Ich halte die nun folgende zweite Variante für die deutlich wahrscheinlichere:

7.2 Die Männer waren zurückgebliebene Juden

Die in unserem Bibeltext geschilderten Männer waren mit großer Wahrscheinlichkeit gläu­bige Juden. Es waren Nachkommen jener Israeliten, die bei der allgemeinen Rückkehr der Israeliten aus dem babylonischen Exil (587-538 v. Chr.) im Land geblieben waren. So wie zur Zeit Daniels schätzte man ihre Fachkenntnisse und Fähigkeiten am Hofe des Königs. Als Juden kannten sie die biblischen Schriften des Alten Testaments und wussten um den lebendigen Gott. So offenbarte sich Gott diesen Männern und teilte ihnen die Geburt des „Königs der Juden“ (= Messias) mit. Nur so wird es verständlich, dass sie eine so weite und sicherlich nicht unbeschwerliche Reise auf sich nahmen.

Der Bibeltext sagt es nicht explizit, aber durch Schlussfolgerung sind folgende Punkte doch sehr naheliegend:

  • Sie kamen, um den neugeborenen König anzubeten (Vers 2). Warum sollten sie ein Ba­by anbeten wollen, das irgendwann einmal König eines kleinen unbedeutenden Landes werden könnte? Selbst wenn es ein triumphaler König eines mächtigen Volkes gewesen wäre, hätten sie sich nicht für ihn auf den Weg gemacht. Den Anstoß zu der Reise muss also Gott den Weisen gegeben haben. Nur das bringt eine so hohe Motivation.
  • Aus den Versen 3 und 4 (von Mt 2) erfahren wir, dass Herodes alle Hohenpriester und Schriftgelehrten (= der Hohe Rat) versammelte, um zu erforschen, „wo der Christus ge­boren werden sollte.“ Herodes war kein Jude, sondern ein Idumäer, der von den Rö­mern eingesetzt war. Warum lässt Herodes den Geburtsort des Christus erforschen und nicht den eines Judenkönigs? Die Information, dass dieser neugeborene König und der Christus (hebr. Messias) ein und dieselbe Person ist, konnte er offenbar nur von den Weisen aus dem Morgenland erhalten haben. Woher aber hatten die weit gereisten Männer diese tiefgründige Erkenntnis? Dies kann ihnen nur Gott selbst offenbart ha­ben, denn es waren gläubige Juden.
  • Nachdem Gott ihnen offenbart hatte, dass der durch die Propheten immer und immer wieder angekündigte Messias gekommen ist, war ihnen kein Weg zu weit und keine Reisestrapaze zu groß, um dorthin zu gelangen und ihn anzubeten. Sie wussten, dass der Messias Gott ist, und darum wollten sie ihn nicht nur in Augenschein nehmen, son­dern ihn anbeten. Weil sich Heiden und auch heidnische Wissenschaftler nie und nim­mer auf den Weg gemacht hätten, um den Christus anzubeten, haben wir ein weiteres Indiz dafür, dass die Weisen gläubige Juden waren, die Gott kannten.
  • Dass die Weisen Gott kannten, wird auch daran deutlich, dass Gott im Gespräch mit ihnen ist. Er befahl ihnen im Traum, eine andere Rückreiseroute zu nehmen (Vers 12):

„Und Gott befahl im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem anderen Weg wieder in ihr Land.“

Die obigen Punkte erlauben es uns, eine wichtige Schlussfolgerung zu ziehen: Die Wei­sen waren gläubige Juden, die mit Gott im Gespräch waren und umgekehrt. Nur so wird es verständlich, dass die Weisen ein für sie so unbedeutendes kleines Land aufsuchten, das außerdem noch von Fremden besetzt war. Israel war damals eine römische Provinz.

8      Warum lässt Gott einige Ausländer anreisen, die so viel Aufruhr verursachen?

Der Text aus Matthäus 2,1-12 gibt uns darüber keine direkte Auskunft, dennoch können wir aus dem Gesamtzeugnis der Schrift mühelos zwei Antworten erschließen:

a) Zu alttestamentlicher Zeit schickte Gott über Jahrhunderte hinweg immer wieder neue Propheten nach Israel. Mit einer so großen Anzahl von Verheißungen, die nicht abzureißen scheinen, verspricht Gott den kommenden Messias mit ständig neuen Namen, die sein Wesen charakterisieren:

  • Same des Weibes
  • Heiland
  • Ewigvater
  • Wunderbar
  • Friedefürst
  • Herr in Israel,
  • Sonne der Gerechtigkeit.

Sich darauf beziehend, kann Jesus in Johannes 5,39 sagen: „die Schrift ist es, die von mir zeugt.“

Nun ist es endlich soweit! Die Zeit ist erfüllt (Galater 4,4), der Messias ist geboren. Was möchte Gott lieber, als dass dies in seinem Volk allgemein bekannt wird.

Gott tut etwas ganz Außergewöhnliches: Er informiert einige Männer in einem fernen Land über die Geburt des Christus und schafft einen speziellen Stern mit auffallend hellem Licht, der zeichenhaft für diese Botschaft steht. Er weckt in diesen Männern das starke Ver­langen, eine wochen- oder monatelange Reise mit vielen Gefahren und Strapazen auf sich zu nehmen, um Jesus zu suchen und ihn als König zu ehren. Sie kommen mit diesem An­liegen bis zu Herodes, der aber über den neuen König erschrickt und sogleich alle Hohen­priester und Schriftgelehrten zu einem Kongress einberuft.

Durch den von Gott so gelenkten Reiseablauf erfahren nun alle geistlichen Führer des Vol­kes, dass sich die Zeit des kommenden Messias gerade jetzt erfüllt hat.

  • Das „Wo“ war ihnen aus Micha 5,1 (vgl. Mt 2,4-6) bekannt;
  • von den Männern aus dem Osten erfahren sie nun, dass das bis dahin unbekannte „Wann“ zum „Jetzt geworden ist.

Was hat Gott nun von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten erwartet? Sie hätten mit diesem aktuellen Kenntnisstand nun ebenso wie die Weisen direkt nach Bethlehem ge­hen können, um sich von ihrem selbst gefundenen Studienergebnis – der Christus kommt in Bethlehem zur Welt! – zu überzeugen. Sie hätten ihren Retter anbeten und in einer fol­genden, breit angelegten Verkündigungskampagne im Tempel und in allen Synagogen dies auch allem Volk mitteilen können. So aber verpassten sie die Gelegenheit für sich selbst und machten sich obendrein noch schuldig, indem sie diese wichtige Heilsbotschaft dem Volke vorenthielten. In Matthäus 23,13b ist berichtet, wie Jesus ihnen später bescheinigt, dass sie verlorene Leute sind:

„Ihr gehet nicht in das Himmelreich hinein, und die hinein wollen, lasset ihr nicht hineingehen.“

Was ist die Konsequenz für uns? Gott treibt einen riesigen Aufwand, damit alle Men­schen in Israel die Möglichkeit bekommen, zu erfahren, der verheißene Retter ist da. Die wenigen Weisen waren die einzigen, die den Retter aufsuchten, um ihn anzubeten (oder huldigen, wegen des griechischen Wortes „proskyneo“ = unterwürfig grüßen durch Nieder­fallen mit dem Angesicht zur Erde).

So wollen wir es den Weisen gleich tun und uns auch zu Jesus auf den Weg machen. Las­sen wir uns auch in unserer Zeit, in der nur noch wenige Menschen nach dem Retter fra­gen, durch nichts abhalten, zu ihm zu kommen. Von Jesus hängt alles ab:

„Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehor­sam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihn“ (Johannes 3,36).

Weitere Literatur:

Werner Gitt: „Der Stern von Bethlehem“ (S. 113-122) in: „Signale aus dem All – Wozu gibt es Sterne?“, Christliche Literaturverbreitung Bielefeld, 5. Auflage 2007, 222 S.


[1] Im Lukasevangelium finden wir ein mehrfaches HEUTE:

            Euch ist heute der Heiland geboren (Die Geburt Jesu; Lk 2,11)

            Heute ist dies Wort der Schrift erfüllt (Jesu Predigt in Nazareth; Lk 4,21)

            Ich muss heute in deinem Hause einkehren (Jesus kommt zu Zachäus; 19,5)

            Heute ist diesem Hause Heil widerfahren (Zachäus ist errettet; Lk 19,9)

            Heute wirst Du mit mir im Paradiese sein (Der Schächer am Kreuz; Lk 23,43).

            Wir haben heute seltsame Dinge gesehen (Nach der Heilung des Gichtbrüchigen; Lk 5,26)

            Ich mache gesund heute und morgen (Jesu Aussagen; Lk 13,32+33)

            Unser tägliches Brot gib uns Tag für Tag (heute) (Vaterunser; Lk 11,3)

[2] Das Wort Krippe (Lk 2,12) legt einen Stall als Geburtsort Jesu nahe, hingegen spricht Matthäus 2,11 von einem Haus (griech. oikia = Haus oder auch Höhle) bzw. einer Herberge, so dass es sich wohl eher um eine (überfüllte) Karawanserei gehandelt haben könnte.

[3] Halleyscher Komet: Zu dem Kometen aus dem Jahre 12 v. Chr. (10. Oktober) gibt es einen chinesischen Bericht: Es handelte sich um den Halleyschen Kometen, der nach einer Umlaufzeit von im Mittel 76 Jahren unregelmäßig wiederkehrt. 66 n. Chr. (25. Januar) kommt der Halleysche Komet fast zwei Jahre verspätet. In seinem Auftauchen sahen die Römer die Ankündigung des Endes der Herrschaft NerosNero überlebte aber um zwei Jahre. 1986 war er das letzte Mal sichtbar. Davor erschien er in den Jahren 1910, 1835, 1759, 1682, 1607, 1531, 1456, 1378. Die nächste Wiederkehr ist für das Jahr 2061 errechnet worden. Der Halleysche Komet ist der hellste bekannte Komet. Er kann mit bloßem Auge beobachtet werden. Bei Kometen gibt man meistens die absolute Helligkeit an. Unter der absoluten Helligkeit versteht man die Helligkeit eines astronomischen Gestirns, das es haben würde, wenn es aus einer Entfernung von 10 parsec betrachtet würde. 1 parsec ent­spricht der Entfernung, von der aus gesehen der mittlere Abstand Sonne – Erde (= 1 AE, Astronomische Ein­heit) unter einem Winkel von 1‘‘ (= 1 Bogensekunde) erscheint. 1 parsec = 206 264,8 AE = 3,2633 Lichtjahre = 30,86 Billionen Kilometer.

[4]K. F. Hoffmann: „Siehe da kamen die Weisen vom Morgenland“, Manuskript zum Vortrag vom 18.12.1974 im Zeiss-Planetarium Berlin, Wilhelm-Foerster Sternwarte.

[5] Konjunktion (lat. coniunctio = Verbindung): Wie kommt eine solche Konjunktion zustande? Jupiter und Saturn umkreisen die Sonne außerhalb der Erdbahn, wobei es gelegentlich zur „Opposition“ kommt, d. h. die Erde steht zwischen der Sonne und den beiden Planeten. Da die Erde sich schneller um die Sonne dreht als Jupiter und Saturn, gewinnt ein Beobachter von der Erde aus den Eindruck, als würden die beiden Planeten rückwärts laufen. Sie führen von der Erde aus gesehen Schleifenbewegungen aus.

[6] Jupiter-Saturn-Konjunktionen: Jupiter und Saturn begegnen sich durchschnittlich etwa alle 20 Jahre in einem einmaligen Vorüberziehen. Alle 258 Jahre kommt es zu einer dreimaligen Begegnung, die aber dann jeweils in einem anderen Tierkreiszeichen stattfindet. Eine dreifache Konjunktion im gleichen Sternbild des Tierkreises ereignet sich etwa alle 794 Jahre (siehe A. Läpple: „Die Bibel  heute“, S. 156). Auch im vergan­genen Jahrhundert gab es eine dreifache Konjunktion von Jupiter und Saturn, und zwar am 15. August und am 11. Oktober 1940 und am 20 Februar 1941 im Sternbild des Widders [R. Klingholz: „Marathon im All“, Ullstein-Verlag, 1992, S. 64-65]. Eine dreifache Konjunktion von Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische gab es auch im Jahre 861 v. Chr. [Ferrari d’Occhieppo: „Der Stern von Bethlehem“, Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart, 1991, S. 143]. Sonstige dreifache Konjunktionen dieser beiden Planeten gab es in den folgenden Jahren n. Chr.: 337, 411, 452, 709, 967, 1007,1265, 1305, 1425, 1682, 1821, 1940 und 1980. Wegen des präzisen Ablaufs der Himmelsmechanik lassen sich weite Konjunktionen für die Jahre 2238, 2279 und 2655 vorausberechnen.

[7] A. Strobel: „Der Stern von Bethlehem“, Flacius-Verlag, Fürth/Bayern, 1985.

[8] engl. saturday, altenglisch: saeteres daeg = Übersetzung des lateinischen Wortes Saturni dies = Tag des Saturn. Unser Samstag hat einen anderen Ursprung. Er ist entlehnt aus dem lat. Wort sabbatun bzw. dem sabbaton (neutestamentliches Griechisch). Dies wiederum stammt von dem hebräischen Wort sabbat (= Ruhetag).

[9] 1. Engstellung: 29. Mai bis 8. Juni 7 v. Chr.

   2. Engstellung: 26. September bis 6. Oktober 7 v. Chr.

3. Engstellung: 5. bis 15. Dezember 7 v. Chr.

[10] Nach biblischer Redeweise werden alle Gestirne (außer dem Mond und der Sonne) als „Stern“ bezeichnet. So gilt z. B. der Planet Venus als Morgenstern (2. Petrus 1,19; Offb 2,28, Offb 22,16). Aus diesem Grunde lässt sich nicht wie folgt argumentieren: Weil im Bibeltext „Stern“ steht, kann es kein Planet gewesen sein.