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Interview from "Licht im Osten" with Werner Gitt

Interview von "Licht im Osten" mit Werner Gitt

für die russische Zeitschrift „Glaube und Leben“

(angefordert von „Licht im Osten“ (LiO) im März 2015. Die zehn Fragen F1 bis F10 stellte LiO, und die Antworten gab Dr. Werner Gitt)

F1: Können Sie uns etwas über Ihre Familie erzählen, damit wir eine Vorstel­lung haben. Wo sind Sie geboren, und wo haben Sie Ihre Kindheit verbracht?

Am 22. Februar 1937 wurde ich in Raineck/Kr. Ebenrode, Ostpreußen (gehört heute zu Russland, Oblast Kaliningrad) auf dem elterlichen Bauernhof geboren. Bis zur Flucht erlebte ich eine schöne und unbeschwerte Kindheit in dem ländlichen Umfeld. Im Oktober 1944 flüchteten wir mit Pferd und Wagen von Raineck nach Peterswalde (Südostpreußen). Im Januar 1945 erreichte uns dort viel zu spät die Nachricht vom Einmarsch der Roten Armee. Von Haus zu Haus verbreitete sich die kurze und pa­nikmachende Parole „Rette sich, wer kann!“ Da ich mit hohem Fieber krank war, wurde mein Bett vom Wohnzimmer auf den Fluchtwagen verlegt. In aller Eile setzte sich nun erneut ein Treck mit Pferd und Wagen in Bewegung, der jedoch bald durch die Rote Armee gestoppt wurde. Mein damals 15-jähriger Bruder Fritz wurde direkt vom Wagen mitgenommen. Er ist nie wiedergekommen. Meine Mutter wurde bald danach in die Ukraine verschleppt und starb dort nach kurzer Zeit in den Armen einer Mitgefangenen. Diese Zeugin kehrte nach einigen Jahren zurück und berichtete vom Tod meiner Mutter.

Mit zwei Tanten, meiner Cousine Rena und meinem Großvater erlebte ich im No­vember 1945 die Vertreibung durch die Polen. Mein Großvater starb nach einer Übernachtung im Freien, noch bevor der 10-tägige Transport von Osterode/Ostpr. in Viehwaggons begann. Wir gelangten schließlich auf die Nordseeinsel Wyk auf Föhr.

Mein Vater war in französischer Gefangenschaft und wusste nichts von dem Schick­sal seiner Familie. Eines Nachts hatte er einen Traum, in dem er einen weit entfern­ten Verwandten traf, den er jahrelang nicht gesehen hatte. Schon lange vor dem Krieg wohnte dieser im Westen Deutschlands. Als sie sich nach diesem Gespräch verabschiedeten, sagte der Verwandte: „Hermann, besuch mich doch mal!“ Mein Vater antwortete im Traum: „Aber wo wohnst Du denn? Ich kenne doch Deine Anschrift nicht.“ Der Verwandte erklärte ihm deutlich: „Bochum, Dorstener Str. 134 a.“ Danach wachte mein Vater auf und schrieb die soeben im Traum erfahrene Adresse auf. Von den Kameraden im Schlafsaal wurde er verlacht, weil er diesen Traum für wahr hielt. Die Antwort auf seinen Brief bestätigte die Adresse als exakt richtig. So kam der Kontakt zu meiner Tante Lina in Wyk auf Föhr zustande. Die Nachricht vom Leben meines Vaters machte mich überglücklich. Ich konnte es zunächst gar nicht fassen, dass ich nicht mehr Vollwaise war, sondern wieder einen Vater hatte.

F2: Wann sind Sie zum Glauben an Jesus Christus gekommen?

Im November 1972 gab es eine Evangelisation in der Stadthalle Braunschweig. Täg­lich kamen an die 2000 Personen dorthin. Der Ruf zum Glauben, die Entscheidung für Jesus Christus, erging allabendlich als deutlich formulierte Einladung. Bei der Predigt von Leo Janz nach Lukas 17,33-36 kam die Wahlentscheidung zwischen Rettung und Verlorensein so deutlich zum Ausdruck, dass ich der allgemeinen Auf­forderung, nach vorne zu kommen, nach der Überwindung von „Furcht und Zittern“ folgte. Danach schlossen wir uns einem Hauskreis an, und zwei Jahre später ließ ich mich zusammen mit meiner Frau in der Baptistengemeinde Braunschweig taufen.

F3: Was haben Sie studiert?

Von 1963 bis 1968 studierte ich an der Technischen Hochschule Hannover Ingeni­eurwissenschaften mit Abschluss als Diplom-Ingenieur. Danach war ich an der Technischen Hochschule Aachen und promovierte nach zweijähriger Forschung­stätigkeit im Fachgebiet Regelungstechnik zum Dr.-Ing..

F4: Viele junge Menschen kommen in die Universitäten als Christen und ver­lassen sie als Atheisten oder Agnostiker. Was ist Ihre Erfahrung?

Diese Frage ist unterschiedlich zu beantworten. Manch einer entscheidet sich aus echter Überzeugung zum Theologiestudium. Im Laufe des Studiums werden die jun­gen Menschen mit der Bibelkritik konfrontiert, so dass oft kaum noch etwas als von Gott autorisiert übrig bleibt. Dies hat eine verheerende Nachhaltigkeit, wenn solche Universitätsabsolventen zu Pfarrern werden. Nur wenige Studenten halten der An­fechtung stand und bleiben eindeutige Zeugen Jesu.

In allen Lebenswissenschaften (z.B. Biologie, Medizin, Psychologie) und in der Phi­losophie wird die Evolution als alleinige Basis gelehrt. Diese Lehre kennt definitions­gemäß keinen Urheber, und darum taucht die Frage nach Gott gar nicht erst auf oder sie wird durch die materialistische Denkweise verdrängt.

Anders ist es in der Physik, der Chemie, der Mathematik und den Ingenieurwissen­schaften. In diesen Fachbereichen gibt es nichts, was lehrmäßig dem Glauben an Gott entgegensteht. Nach meiner Erfahrung ist die Frage nach Gott bei Studenten dieser Fachrichtungen eher relevant als bei den zuvor genannten. Manchmal gab es an der Hochschule Sonderveranstaltungen, bei denen christliches Gedankengut eine Rolle spielte. Weil mich Fragen nach der Herkunft der Welt und dem Sinn des Le­bens bewegten, suchte ich dort nach Antworten.

F5: Sie sind promovierter Wissenschaftler. Was ist Ihr Spezialgebiet?

An der Technischen Hochschule Hannover habe ich Maschinenbau studiert. Danach ging ich nach Aachen und promovierte an der dortigen Technischen Hochschule im Fachgebiet Regelungstechnik. Anschließend war ich über 30 Jahre bei der Physika­lisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig als Leiter des Fachbereichs „In­formationstechnologie“ tätig. Während dieser Berufszeit als Wissenschaftler war die Informatik zu meinem Fachgebiet geworden.

F6: Wie vereinbaren Sie Ihren Glauben an die Bibel als Wort Gottes und die wissenschaftlichen Erkenntnisse im Bereich der Paläontologie, Geologie usw.? Gibt es da nicht eine zu große Spannung?

In der Tat gibt es eine große Spannung zwischen den Lehrmeinungen in der Paläon­tologie und Geologie und dem Zeugnis der Bibel. In diesen beiden Wissenschaften, aber auch in der Astronomie, ist der historische Zeitrahmen in Millionen bzw. Milliar­den Jahren nicht nur angenommen, sondern geradezu einzementiert worden. Es ist aber keineswegs so, dass diese Zeiten physikalisch gemessen wurden; vielmehr fol­gen sie aus der ebenso fest zementierten Evolutionslehre, von der die langen Zeit­räume gefordert werden.

Der biblische Zeitrahmen ist damit verglichen, ausgesprochen kurz. Die Erschaffung der Welt und allen Lebens geschah in sechs regulären Schöpfungstagen durch einen allmächtigen Schöpfer. Damit begann die Weltgeschichte, und von da an läuft die Zeituhr. Addiert man die Zeiten der in der Bibel aufgezeichneten Generationen, so kommt man auf etwa 6000 Jahre. Unterstellt man, dass die Generationenfolge nicht vollständig aufgezeichnet wurde, so könnte man noch einen Zuschlag gewähren. Im äußersten Falle käme man dann auf vielleicht 10 000 Jahre, keineswegs aber auf Millionen Jahre.

So stehen wir vor der Wahlentscheidung: Glauben wir dem Gott der Bibel, der nicht lügen kann (4. Mose 23,19) und seinem Sohn Jesus Christus, der die Wahrheit der Bibel autorisiert hat (Johannes 17,17), oder folgen wir zweifelhaften menschlichen Theorien?

F7: Können Sie im 21. Jahrhundert als Wissenschaftler der Bibel glauben?

Es gibt eigentlich nur zwei Sichtweisen, die wir bezüglich der Bibel haben können:

  • Entweder sie ist von Menschen erdacht, und die Schreiber aus verschiedenen Jahrhunderten haben ihre eigenen Gedanken formuliert,
  • oder aber Gott hat den Menschen Information gegeben, die sie selbst nie hät­ten herausfinden können.

Ich vertrete die zweite Alternative, denn der biblische Gott ist ein Gott der Wahrheit (2. Samuel 7,28) und Jesus bezeugte „Ich bin die Wahrheit“ (Johannes 14,6). Den für jeden nachprüfbaren Wahrheitsnachweis bringt Gott selbst, indem die Bibel über 3000 erfüllte Prophetien aufweist. Dieses Qualitätssiegel hat nur die Bibel und kein anderes Buch irgendeiner Religion. Aus gutem Grund konnte Paulus bekennen: „Ich glaube allem, was geschrieben steht“ (Apg 24,14). Nach langjähriger Beschäftigung mit naturwissenschaftlichen Fragen kann ich feststellen, die Bibel gibt uns die beste Erklärung für die Herkunft allen Lebens und die Deutung dieser Welt. Dieses Buch hat mein Leben verändert, es hat mir Sinn und Ziel und ewiges Leben vermittelt.

F8: Was ist für Sie als Wissenschaftler und Christ die größte Freude oder Ge­nugtuung?

Ein Themenkreis, der mich besonders fasziniert, sind naturwissenschaftliche Zu­sammenhänge, die einen Bezug zur Bibel haben. Vor einiger Zeit las ich erneut die Noah-Geschichte. Mein Augenmerk fiel dabei auf die angegebenen Abmessungen der Arche. Mir kam der Gedanke: Wenn diese Maße von Gott genannt wurden, dann müssten das die besten sein, die man auch aus ingenieurwissenschaftlicher Sicht nehmen würde. Als notwendige Bedingungen wählte ich eine gute Schwimmstabilität und den geringsten Materialaufwand. So machte ich mich daran, diese Kriterien in mathematische Gleichungen zu fassen und auf einem Computer zu optimieren. Das Ergebnis war eindeutig und überraschend zugleich: Um eine schwimmstabile Arche mit möglichst geringem Materialaufwand zu bauen, kommt es nur auf das Verhältnis von Breite zu Höhe (B/H) der Arche an, aber nicht auf die absoluten Maße. Der nach erheblichem Rechenaufwand gefundene Wert von B/H = 1,66 stimmt mit dem über­ein, was in der Bibel in 1. Mose 6,15 steht (Breite = 50 Ellen, Höhe = 30 Ellen; B/H = 50/30 = 1,67).

Es war für mich eine Freude und Genugtuung, dieses Ergebnis gefunden zu haben. Es widerlegt die bibelkritische Behauptung, der Sintflutbericht der Bibel sei von dem babylonischen Gilgamesch-Epos beeinflusst, und es bestätigt die Bibel als die origi­nale Quelle.

F9: Woran arbeiten Sie zur Zeit?

In dem Buch „Am Anfang war die Information“ habe ich mit Hilfe der Naturgesetze der Information die Evolutionslehre widerlegt und gezeigt, dass diese Welt nicht ge­deutet werden kann, wenn man einen Schöpfer ausschließt. Vielen Zeitgenossen hat dieses Buch zur Abkehr von der Evolutionslehre und zur Hinwendung zum Glauben geholfen. Zur Zeit arbeite ich an der Neuauflage des Buches, das etliche Erweiterun­gen haben wird – so z.B. den „Prophetisch-mathematischen Gottesbeweis“.

F10: Gibt es etwas, was Sie jedem Menschen unbedingt sagen wollen?

Ich wurde einmal von dem Missionswerk „Die Bruderhand“ gefragt, ob ich für ihre Schriftenverbreitung ein Traktat schreiben könnte. Nach mehrmaligem Nachfragen stimmte ich schließlich zu, jedoch mit dem Hinweis, nur ein einziges Traktat zu schreiben (inzwischen sind es doch mehrere geworden). So überlegte ich, was wohl für alle Menschen die wichtigste Frage sei. Sehr klar entschied ich mich für das Thema: „Wie komme ich in den Himmel?“ Aus meiner Sicht gibt es keine wichtigere Frage, die wir in diesem Leben zu klären haben, nämlich, wo unser ewiger Verbleib ist. Unmissverständlich und hilfreich finden wir die Antwort in 1. Johannes 5,12: „Wer den Sohn hat, der hat das (ewige) Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das (ewige) Leben nicht.“

Dir. und Prof. a.D. Dr.-Ing. Werner Gitt