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Testimonies in German


The lost handbag

Die verlorene Handtasche

Mit unseren Freunden Marion und Werner Gitt verbrachten wir 2012 ei­nen gemeinsamen Sommerurlaub auf der Insel Föhr. (Hier hatte Werner nach der Flucht aus Ostpreußen von 1946-48 gelebt und traf hier auch wieder mit seinem Vater zusammen, als dieser aus französischer Kriegs-gefangenschaft entlassen wurde.)

Gleich nach unserer Ankunft auf der Insel hatten wir ein beeindrucken­des Erlebnis. Was uns negativ erschien, benutzte Gott zum Positiven.

Nach der Rückkehr aus dem Urlaub berichteten Hanna und ich im Rah­men eines Gottesdienstes in unserer Gemeinde in Spetzerfehn (Ostfries­land) über unser besonderes Urlaubserlebnis wie folgt:

Hanna hielt ihre Handtasche hoch und erzählte: Es geht um diese Hand­tasche. Zur Ehre Gottes möchten wir diese Geschichte erzählen. Wir kamen am 28. Juli 2012 morgens um 7 Uhr mit der ersten Fähre auf der Insel Föhr an. Werner und Marion Gitt waren auch bei uns. Da wir unser Quartier so früh noch nicht beziehen konnten, parkten wir unser Auto vor unserer Ferienwohnung. Ich nahm meine Handtasche, und wir machten uns auf den Weg zum Strand. Eine Bäckerei hatte schon geöffnet. Dort tranken wir erst einmal gemütlich Kaffee. Anschließend genossen wir auf einer Bank auf der Strandpromenade  einen wunderschönen Blick auf das weite Meer und die am Horizont liegenden Halligen. Das war ein richtig schöner Urlaubsbeginn!

Um 8 Uhr öffneten die ersten Geschäfte. Werner Gitt kaufte einige Post­karten, und auch ich hatte etwas gefunden und wollte bezahlen. Aber, oh Schreck, meine Handtasche war nicht da! Ich hatte sie wohl an der Rücklehne der Bank hängen lassen. Werner lief ganz schnell zurück, aber die Handtasche war verschwunden. Wir suchten, schauten in Müll­eimer, hinter Hecken und Mauern. Vergeblich – sie war weg!

Was tut man in so einer Situation? Marion betete mit mir. Das tat gut, aber die Spannung blieb. Fieberhaft überlegte ich: „Was befindet sich alles in der Tasche? Alle Ausweise, mein Portemonnaie, ein aktives Handy, und am allerschlimmsten wäre der Verlust meines kleines Büch­leins, worin ich wegen meiner starken Sehbehinderung mit großen Buchstaben viele Bibelverse aufgeschrieben habe, die mir sehr viel be­deuten."

Etwa gegen 10 Uhr wurden Marion und Werner über ihr Handy infor­miert, dass wir nun unsere Quartiere beziehen könnten. Mein Werner brachte Koffer und Taschen nach und nach in unsere Ferienwohnung im ersten Stock. Beim Kühlschrank-Einräumen und dem Einsortieren unse­rer Utensilien war ich gar nicht richtig bei der Sache. „Wie wird das wer­den?“ dachte ich, „Ausgerechnet heute befinden sich alle meine wichti­gen Dinge in meiner Handtasche.“

Werner hatte zwischendurch telefonisch mit unserem jüngsten Sohn Marco Kontakt aufgenommen, um meine Handynummer sperren zu las­sen.

Inzwischen war es fast schon Mittag. Vom Erdgeschoss her hörte ich plötzlich Marion ganz laut rufen: „Hanna, deine Handtasche ist wieder da!“ Im ersten Moment dachte ich, „Wie ist das möglich, hier auf der In­sel kennt mich doch kein Mensch, ich war noch nie hier?" Werner erzählt jetzt weiter. 

Werner: Beim Ausladen unserer Sachen fiel mir ein, dass mir ein paar Tage vorher jemand von einer Gebetserhörung bezüglich einer Kleinig­keit erzählt hatte. In Gedanken betete ich: „Herr, wenn du schon bei so kleinen Dingen hilfst, dann kannst du uns auch Hannas Handtasche zu­rückbringen.“

Ich hatte gerade die letzte Tasche aus dem Auto gehoben, da klingelte auf dem Weg zum Haus mein Handy. Es meldete sich unsere Nichte Sa­rah aus dem Westerwald und sagte: „Ich rufe an im Namen des Allmäch­tigen.“ Ich war sprachlos und musste schlucken. „Wie ist das möglich?" fragte ich „Ja," sagt sie, „da hat eine Frau von der Insel Föhr angerufen, ihre Tochter hätte eine Handtasche gefunden und in der Tasche meine Telefonnummer entdeckt. Die Handtasche könnte man bei der Adresse abholen, die ich dir jetzt nennen werde.“

Ich war überwältigt und schilderte Sarah kurz die ganze Situation: Hanna hatte einen Zettel mit Sarahs Telefonnummer in die Tasche gesteckt, um sie am selben Tag anzurufen und ihr zum Geburtstag zu gratulieren. Un­freiwillig hatte Marion dieses Telefonat an der offenen Autotür mitgehört und Hanna diese erlösende Nachricht sofort zugerufen.

Werner Gitt und ich fuhren zu der angegebenen Adresse und trafen dort auf ein Ehepaar mit seiner 12-jährigen Tochter. Nach der Begrüßung sagte ich: „Sie sind Teil unserer Gebetserhörung. Wir waren in sehr gro­ßer Verlegenheit und haben Gott gebeten, dass wir unsere Tasche zu­rückbekommen. Wir bedanken uns ganz herzlich, auch für ihre Ehrlich­keit.“ Aus Dankbarkeit umarmte ich das kleine Mädchen. Es war ein sehr bewegender Moment. Die Mutter musste weinen, aber auch bei uns blieb kein Auge trocken. Werner hatte eines seiner Bücher dabei und dieses der Familie überreicht. 

Natürlich haben wir das Mädchen großzügig belohnt und die Familie ein paar Tage später noch zum Eis-Essen eingeladen. Dabei unterhielten wir uns u. a. ausführlich über das Handeln Gottes in unserem Leben. Der Kontakt zu dieser Familie blieb lange bestehen.

Wir sind dankbar, dass Gott sich in unserer Urlaubsgeschichte wieder als der liebende Herr unseres Lebens erwiesen und sogar Menschen, die ihm bisher vielleicht nicht so nahe standen, in unsere Lebenssituatio­nen einbezogen hat.

Hanna ergänzte abschließend: Ich habe mich gefühlt wie Petrus. Dieser hatte in der ganzen Nacht ja nichts gefangen und wurde am folgenden Tag doch so reichlich beschenkt.

Unsere Urlaubsgeschichte haben wir auch unserer Nichte Sarah zuge­schickt. Ihre Antwort hat uns sehr bewegt und erfreut:

Lieber Onkel Werner, liebe Tante Hanna, hab auch grad nochmal ein Tränchen verdrückt, als ich die Begebenheit gelesen habe. Das war wirklich ein besonderer Tag auch für mich. Ich weiß noch, als ich Marco nach Werners Nummer fragte, dass er sagte: „Hier kann nur noch der Herr helfen…“ und ich dann deswegen am Telefon gesagt habe: „Ich ru­fe an im Namen des Allmächtigen, ich weiß, wo die Handtasche von Hanna ist.“ Du, Werner, hast erst gar nicht geantwortet, weil das alles so unwirklich schien. Ja, Gott geht manchmal unbegreifliche Wege. Vieles versteht man nicht sofort. Das war wirklich etwas sehr Besonderes. Wie schön, dass Gottes Segen noch weitere Kreise gezogen hat. Was so ei­ne Handtasche in Gottes Hand doch alles bewirken kann: Segen auf Föhr, im Westerwald und noch weiter bei allen Beteiligten! Ein fester Drücker an Euch beide und Gottes Nahesein. Eure Sarah.

Hanna und Werner Trauernicht, 26639 Wiesmoor
Oktober 2019