We use cookies to make this website more userfriendly (more information).

Articles

Interviews


Questions from BTM (a Czech magazine) to Prof. Werner Gitt

Fragen von BTM (einer tschechischen Zeitschrift) an Prof. Werner Gitt

1. Wie war es mit Ihrem persönlichen Weg zu Gott?

Als wir nach dem Krieg in Saaße, einem kleinen Dorf in Niedersachsen, wohnten, hielt eine Krankenschwester in ihrer kleinen Einzimmer-Wohnung jeden Sonntag Kinderstunden ab. Dazu wurde ich von Kindern des Dorfes eingeladen. Zum ersten Mal in meinem Leben hörte ich die Geschichten von Jesus. Das alles drang tief in mein Herz ein, und es ging nie verloren. Im Jahre 1972 fand in der Stadthalle in Braunschweig eine große Evangelisation statt. Der kanadische Evangelist Leo Janz rief dazu auf, eine ganze Entscheidung für Christus treffen. Im Rückblick würde ich jenen Tag im November als meine Bekehrung ansehen. Von da an begann ich intensiv in der Bibel zu lesen und war bereit, meinem Herrn mit den anvertrauten Gaben zu dienen.    

2. Wie reagieren die Ungläubigen auf Ihren Glauben und Ihre Tätigkeiten?

Mit Ungläubigen während meiner Dienstzeit oder in der Nachbarschaft oder durch Zuschriften über E-Mail habe ich selten Probleme gehabt. Obwohl man meinen Glauben nicht teilt, akzeptiert man meine Arbeit. Nach einem Vortrag sagte mir ein Atheist: „Ich bin gar nicht einverstanden mit dem, was sie gesagt haben, aber nach wenigen Minuten wusste ich, hier steht jemand mit seiner ganzen Person hinter dem, was er sagt. Das vermisse ich oft bei anderen Vorträgen.“ Die Leute prüfen in erster Linie, ob wir authentisch sind und dann erst, was wir sagen.

3. Welcher Bibelvers begleitet Sie durch Ihr Leben?

Die Worte aus dem Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ haben in meinem Leben eine zentrale Bedeutung. Auch unwissend vor meiner Glaubensentscheidung kann ich im Nachhinein sagen, dass dieses Wort über meinem Leben stand.

4. Ist es schwerer für gebildete Menschen, Gott zu finden?

In Sprüche 8,17 heißt es: „Ich liebe, die mich lieben, und die mich suchen, finden mich.“ Dieses Wort unterscheidet nicht zwischen gebildeten oder weniger gebildeten Menschen, auch nicht zwischen Armen und Reichen. Das einzige Kriterium ist unser Wille. Wer nach Gott sucht, wird ihn auch finden.

5. Gibt es ein Buch (neben der Bibel), das Sie mehrmals gelesen haben? 

Die Bücher von Stefan Zweig lese ich sehr gerne. Herausragend ist sein Buch „Magellan“, in dem er die vielen Ereignisse während der ersten Weltumsegelung in spannender Weise und in schönem Schreibstil erzählt.  

6. Gibt es einen Teil der Bibel oder eine biblische Gestalt, die für Sie besondere Inspiration bedeutet?

Sehr beeindruckt bin ich von der Person des Apostels Paulus. Nach der Bekehrung zu Jesus war er auf ein einziges Ziel ausgerichtet. Er setzte alles daran, die rettende Botschaft von Jesus weiterzugeben. Das tat er mit solch einer Willenskraft, dass ihn weder Verfolgung noch Gefangenschaft, weder Hunger noch Durst, weder Steinigung noch Schläge oder irgendeine Gefahr von seinem Auftrag abhalten konnten. Ihm gelang es, im Namen Jesu alles zu ertragen, darum bezeugte er: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht (Christus)“ (Philipper 4,13).  

7. Welche Fragen werden Ihnen am häufigsten gestellt?  

Viele unserer Zeitgenossen sind angetan von der weitverbreiteten Evolutionslehre und können darum dem Schöpfungsbericht der Bibel nicht in allen Aussagen glauben. Das bewirkt ein vermindertes Vertrauen in das Wort Gottes. Hierzu gibt es eine Häufung der gestellten Fragen. Außerdem werden Antworten zum Thema Heilsgewissheit sowie zu speziellen Bibelstellen gesucht.  

8. Können Sie ein interessantes Erlebnis nennen, das mit der Verkündigung des Evangeliums verbunden ist und das Sie besonders in Erinnerung haben?

Unvergesslich ist mir ein Vortrag im überfüllten Hörsaal der Universität Karaganda (Kasachstan). Es war kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Ich sprach zu dem Thema „Wozu gibt es Sterne?“ und ging auch auf den Urheber der Sterne ein. Es ist derselbe Herr, der uns das ewiges Leben anbietet. Auf die Frage am Ende: „Wer möchte die Botschaft Jesu für sich persönlich annehmen? Wer möchte sich durch Jesus erretten lassen?“ standen erstaunlich viele Leute auf.  

Zwei Jahre später waren wir wieder in Karaganda. An derselben Universität begrüßte uns ein Professor namens Pawel Kulikow und stellte uns als Gäste aus Deutschland vor. In seinen einführenden Worten sagte er: „Ich begrüße den deutschen Wissenschaftler Professor Gitt ... . Vor zwei Jahren war er bereits hier gewesen und hat einen Vortrag gehalten. Ich saß damals inmitten der Studenten. Dann geschah etwas, was es in diesem Hörsaal noch nie gab: Mit freundlicher, aber entschlossener Stimme lud der Redner uns ein, eine Entscheidung für Christus zu treffen. Als Zeichen der Annahme standen damals viele Studenten auf. Auch ich erhob mich von meinem Platz – ich traf eine Entscheidung für Christus.“ Dann sprach er die Studenten an: „Ihr kennt mich. Ich lehrte viele Jahre das Fach ‚Wissenschaftlicher Atheismus‘ an dieser Uni. Jetzt bin ich Christ. Ihr bekommt heute auch die Chance, Euch zu entscheiden. Tut es!“

Gott hatte jemanden überwunden, der ein überzeugter Gottesleugner war und der jahrelang den Studenten mit wissenschaftlichen Argumenten beigebracht hatte, dass es keinen Gott gibt. Nach der Wende wurde das Fach „Wissenschaftlicher Atheismus“ abgeschafft und durch „Geschichte des Atheismus und der Religionen“ ersetzt. Zu diesem neuen Fach gab es keinerlei Lehrmittel. So verwendete er dafür mein Buch „Und die anderen Religionen?“, das es auch in Russisch gibt. Nun sprach der frühere Professor für Atheismus in seinen Vorlesungen von seinem Glauben an Gott – welch ein Wandel! Er hat später eine Radiomission für Kasachstan gegründet, um viele in seiner Landessprache mit dem Evangelium zu erreichen.

9. Auf welche Weise kam es bei Ihnen zur Zusammenarbeit mit anderen Ländern?

Zurückblickend kann ich sagen, dass ich weltweit in vielen Ländern der Erde mit der Botschaft des Evangeliums unterwegs war. Jeder Einsatz geschah aufgrund  persönlicher Kontakte. In den meisten Fällen waren Personen im In- oder Ausland durch Bücher oder Vorträge auf Speichermedien (zuerst Kassetten, später CDs und DVDs) angesprochen und luden mich daraufhin ein. Als ich in Paraguay zu Vorträgen unterwegs war, sprach mich jemand an mit der Frage: „Wissen Sie, warum Sie jetzt hier sind?“ – „Ja, ich wurde hierhin eingeladen.“ – „Ich will es Ihnen genauer sagen: „Als ich in Deutschland war, hat man mir eine Kassette mit einem Vortrag von Ihnen gegeben. Ihre Botschaft sagte mir so sehr zu, dass ich die Kassette den Brüdern hier in Paraguay weitergab mit der Bitte, diesen Mann einzuladen.  Das geschah dann auch, und darum sind Sie hier.“    

10. Welche Missionsaktivitäten schätzen Sie, und welche halten Sie für besonders effektiv in unserer Zeit?

Mission kann in den freien demokratischen Ländern dank moderner Technik auf vielfältige Weise geschehen: durch Wortverkündigung in Gemeinden und in öffentlichen Gebäuden, durch Bücher und Traktate, durch CDs und DVDs. Eine ganz besonders effektive Verkündigungsplattform bietet heute das Internet mit Filmen auf YouTube. Vor kurzem hielt ich einen Vortrag in einer Gemeinde, wo wegen der Corona-Beschränkungen nur 30 Personen zugelassen wurden. Der Vortrag wurde gefilmt und auf YouTube gestellt. Innerhalb der ersten vier Wochen wurde der Vortrag bereits 40 000-mal aufgerufen. In früheren Jahren waren solche Verbreitungsmöglichkeiten noch nicht einmal vorstellbar.   

11. Auf welche Gebiete sollte sich die Arbeit der Kirche konzentrieren?  

Die zentrale Aufgabe der Kirche ist die Verkündigung der rettenden Botschaft von Jesus Christus. In Lukas 19,10 nennt Jesus uns den Grund seines Wirkens: „Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Es geht als darum, die verlorenen Menschen einzuladen, zu Jesus zu kommen, damit sie Vergebung der Sünden erlangen und dadurch das ewige Leben gewinnen. Die Kirche sollte Rettungsstation für jedermann sein und angefochtenen Menschen seelsorgerlichen Beistand bieten.

12. Gibt es Themen, die Ihrer Meinung nach von der Kirche besonders betont bzw. neu interpretiert werden sollten?

Die Hauptaufgabe der Kirche hatte ich unter Punkt 11 bereits genannt. Die Kirche sollte weiterhin vermitteln, wie wir in dieser Welt dem Willen Gottes gemäß leben. Außerdem sollten die Gläubigen geschult sein, falsche Lehren in den Religionen, der Philosophie, Politik, Wissenschaft zu erkennen, um nicht verführt werden zu können. All das ist nur möglich, wenn die Kirche selbst eine klare Position zur Bibel hat und den Inhalt konsequent lehrt. Einen guten Maßstab hat uns Paules in Apostelgeschichte 24,14 genannt: „Ich glaube allem, was geschrieben steht.“    

13. Zur Form der Mission: Sollte sich die heutige Form ändern, um bessere Ergebnisse zu erzielen?

Die Botschaft der Bibel an uns Menschen ist immer dieselbe – sie wird sich nie ändern und darf auch nie geändert werden. Die Formen der Verbreitung dürfen sich ändern. Hier gilt es, den modernen Stand der Kommunikationsmittel auszuschöpfen. Als die ersten Kassetten auf den Markt kamen, gab es erstmals die Möglichkeit, einen evangelistischen Vortrag mit der Briefpost an weit entfernte Orte zu verschicken. Mittels DVDs konnten dann gefilmte Predigten mit PowerPoint-Folien versandt werden und an anderen Orten über Beamer vorgeführt werden. Durch das Internet potenzieren sich geradezu die Möglichkeiten. Ein Vortrag, der gerade gehalten wurde, kann schon wenig später auf YouTube weltweit gesehen und gehört werden. So etwas gab es nie zuvor! 

14. Zur Energiewende: Ist die Frage der Ökologie und der neuen Energiequellen für die Kirche wichtig?

Es gibt ein deutsches Sprichwort „Schuster bleib bei deinem Leisten“, d.h. tue das, was dein Job ist und kümmere dich nicht um Dinge, die dich nichts angehen. In Deutschland beobachte ich, wie Kirchen sich mit allen nur denkbaren Weltproblemen beschäftigen, wie z.B. Atomkraft, Abrüstung, Klimafragen und Energiequellen. Es ist erschreckend zu beobachten, wie Pastoren und Bischöfe sich zu solchen Themen äußern, obwohl es ihnen an der erforderlichen Sachkenntnis zu solch komplexen Fragen fehlt. Oft kommt dabei das Evangelium nicht nur zu kurz, sondern es bleibt ganz aus. Das ist weithin eine Tragik unserer Zeit. 

15. Ist die Einheit der europäischen Kirchen wichtig? Spielt die Europäische Union dabei eine Rolle?

Es kommt meiner Ansicht nach nicht auf die organisatorische Einheit der Kirchen an, sondern dass sie den Menschen das von Gott gesandte Heil in Jesus Christus verkündigen. Wenn die Kirchen dies tun würden, hätten sie eine geistliche Einheit, und die ist viel wichtiger als eine menschengemachte Organisation. Leider beobachten wir in den Ländern der EU ein spürbares nachlassendes Interesse am Evangelium.

16. Gibt es ein Thema, das schwierig zu bearbeiten ist?

Ich habe für mich dafür entschieden, die Vielfalt der Themen zu begrenzen, um mich nicht zu verzetteln. Zum Schwerpunkt meiner Arbeit gehören Fragen der Schöpfung, Widerlegung der Evolution, des Materialismus und des Atheismus. Ganz besonders am Herzen liegen mir evangelistische Themen, die geeignet sind, um Menschen zu Jesus und damit in den Himmel einzuladen. Auf diesen Gebieten fühle ich mich zu Hause, und darum empfinde ich sie nicht als schwierig.   

17. Welches Thema bearbeiten Sie zurzeit?

Vor einiger Zeit habe ich das Buch „Der Himmel – Ein Platz auch für Dich?“ geschrieben. Dieses Buch erklärt die Schönheit des Himmels und nennt die Bedingung, wie man dorthin gelangt, nämlich durch den Glauben an den Opfertod Jesu am Kreuz. Dieses kleine Taschenbuch gibt es derzeit in 20 verschiedenen Sprachen – auch in Tschechisch! Weitere zehn Sprachen befinden sich in Übersetzung. 

18. Ihre Arbeit für Gott ist durch enorme internationale Verbreitung gekennzeichnet. Gibt es etwas, was Sie noch verstärkt tun möchten?

Es war Gottes Gnade, dass ich das Evangelium von Jesus Christus auf allen fünf Kontinenten verkünden durfte. Außerdem wurden meine Bücher und Traktate in vielen Sprachen übersetzt. Für all diese Möglichkeiten kann ich unserem Herrn nur zutiefst dankbar sein. Nun ist es mein Anliegen, das Internet noch stärker zur Verbreitung des Evangeliums einzusetzen. Mit dem YouTube-Kanal hat eine neue Ära der weltweiten Verkündigung des Evangeliums begonnen. Erstmals kann von jedem Handy aus das Evangelium gehört und die Bibel gelesen werden. Das ist sogar in solchen Ländern möglich, in denen staatlicherseits jede Verkündigung strikt verboten ist und Christen verfolgt werden. Vor unser aller Augen erfüllt sich das Wort Jesu aus Matthäus 24,14: „Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.“

Werner Gitt, September 2020